Knapper 3:2-Final-Erfolg gegen Ralf Bien

Jürgen Fey heißt der Vereinsmeister im Herren-Einzel des Jahres 2007 beim TTC Burrweiler. Zum fünften Mal nach 1990, 1998, 2000 und 2002 sicherte sich der 41-jährige den Titel. In einem hochklassigen Finale besiegte er den bis dato ebenfalls vierfachen Gewinner Ralf Bien in fünf Sätzen und schob sich hinter dem 20-maligen Rekordgewinner Hans Fey auf Platz Zwei der ewigen Bestenliste.
 23 Spieler hatten sich bei Sportwart Richard Minges zur diesjährigen Ausspielung angemeldet, welche dieser in einer gesunden Mischung aus Setzen und Losen in drei Gruppen a sechs und eine Gruppe mit fünf Spielern einsortierte.
Zum ersten Mal seit 1969 fehlte der Name Hans Fey auf der Teilnehmerliste. Der doch sehr großen Anstrengung, die dieses Turnier mit sich bringt, wollte sich der 53-jährige TTC-Vorsitzende nur wenige Wochen nach seinem Herzinfarkt verständlicher-, und vor allem auch vernünftigerweise, noch nicht aussetzen.  
Die Nummer Eins des TTC, Christopher Mohr, weilte an diesem Wochenende nicht in Burrweiler, sodass auch er auf eine Teilnahme verzichten musste.
Richard Minges räumte Marco Wagenblatt das Privileg eines gesetzten Spielers ein, obwohl der Titelverteidiger derzeit ja „nur“ Nummer Zwei in der zweiten Mannschaft des TTC Burrweiler ist. So kam es, dass sich in Vorrundengruppe 3 mit Ralf Bien und Bastian Trauth gleich zwei Akteure aus der ersten Mannschaft in die Quere kamen, während Gruppe Eins mit Kontrahenten des zweiten, dritten, vierten und fünften Teams bestückt war.
Sensationen blieben aus, aber kleinere Überraschungen gab es schon. So musste sich Richard Minges, bereits nach der Vorrunde verabschieden, da er in Gruppe 1 in der entscheidenden Partie am „Klassentieferen“ Christoph Grammelsberger scheiterte. In Gruppe Zwei behauptete sich Daniel Ansmann aus der vierten Mannschaft gegen Frank Weyrauch, der in der dritten Equipe spielt. Die Gruppenplätze Drei bzw. Vier brachten dennoch beiden Akteuren den Einzug ins Achtelfinale. Auch den Erfolg von Joachim Stenger gegen Martin Wagenblatt in Gruppe 3 hatten die Experten eher nicht voraus gesagt. Stenger sicherte sich so einen kleinen Vorteil für die KO-Runde, die aber auch Wagenblatt erreichte. Völlig normal hingegen die Reihenfolge der vier für die Runde der besten 16 qualifizierten Spieler in der Gruppe 4.
Gleich im ersten Spiel der „KO-Runde“ hatte Holger Schmitt die Sensation des Tages auf dem Schläger. Der im Vereinstableau an Position 28 geführte 32-jährige zwang Vorjahresgewinner Marco Wagenblatt in den fünften Satz. Dies vor allem deshalb, weil der Titelverteidiger erstaunlich große Probleme mit den Aufschlägen des introvertierten Schmitt hatte. Letztlich zog Wagenblatt mit einem 11:9 aber doch noch den Kopf aus der Schlinge. Die weiteren Spiele der oberen Turnierhälfte endeten mit 3:0-Siegen der Favoriten. Christoph Ackermann besiegte Joachim Stenger, Robin Gärtner behielt in dieser Höhe überraschend deutlich gegen Christoph Sommer die Oberhand und Mitfavorit Ralf Bien hielt Frank Weyrauch in Schach.
Klare Verhältnisse auch im unteren Abschnitt. Hier kämpfte Jürgen Fey Martin Wagenblatt nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten mit 3:1 nieder. Torge Richter behauptete sich im Duell zweier Spieler der zweiten Mannschaft erstaunlich souverän mit 3:0 gegen Karl-Heinz Lerch. Bastian Trauth setzte den Anstrengungen des 18-jährigen Daniel Ansmann mit 3:0 ein jähes Ende und schließlich gab es für Manuel Lerch einen 3:0-Favoritensieg über Christoph Grammelsberger.
Spannung pur dann im Viertelfinale. Marco Wagenblatt sah sich bei einer 2:0-Satzführung gegen Christoph Ackermann schon in der Vorschlussrunde, doch da hatte er die Rechnung ohne den 23 Jahre jungen Kapitän der zweiten Mannschaft gemacht. Dieser fightete verbissen, steigerte sich kontinuierlich, schaffte nicht nur den 2:2-Ausgleich, sondern gab dem Vorjahresmeister im entscheidenden Set mit 11:8 das Nachsehen.
Hin und her wogte das Match zwischen dem zurzeit in großartiger Form befindlichen Robin Gärtner aus der zweiten Mannschaft und Ralf Bien. Zweimal musste der favorisierte Bien den Ausgleich Gärtners zulassen, sodass auch hier die Entscheidung über den Halbfinaleinzug erst im fünften Satz fiel. Hier hatte Ralf Bien dann das bessere Gefühl und die geringere Fehlerquote, die ihm einen 11:4-Sieg bescherte.
Eine Überraschung bahnte sich im dritten Viertelfinalspiel an. Torge Richter, auf Rang Sieben der zweiten TTC-Truppe rangierend, setzte Titelanwärter Jürgen Fey mit dem glänzenden Einsatz seines „Gummimaterials“ mehr zu, als diesem lieb war. Immer wieder blieben Feys Topspinbälle, welche der krasse Außenseiter Richter erstklassig returnierte, im Netz hängen und so sah sich der Favorit schnell mit einem 0:2-Rückstand konfrontiert. Das Blatt wendete sich erst, als Richter ein paar Fehler unterliefen und Fey seine Bälle wieder öfter ins Ziel brachte. Dies führte über den 1:2-Anschluß, zunächst zum Satzausgleich und mündete schließlich am Ende in ein überdeutliches 11:3 für Fey im Entscheidungssatz.
Eine Partie, die so auch als Endspielpaarung hätte durchgehen können, erlebten die Betrachter im letzen Viertelfinale. Bastian Trauth, Turniergewinner des Jahres 2005, musste seinem Mannschaftskollegen Manuel Lerch, immerhin Finalteilnehmer 2004, den ersten Satz überlassen, wurde dann aber vor allem im Blockspiel immer sicherer, gewann drei Sätze in Folge und erreichte so das Halbfinale.
Ralf Bien untermauerte hier mit einem deutlichen 3:0-Sieg gegen Christoph Ackermann seinen Anspruch auf den Turniersieg. Was der „Underdog“ Ackermann auch probierte, Bien hatte immer eine passende Antwort parat. Vielleicht hatte Ackermann in der Partie zuvor nicht nur physisch, sondern auch psychisch einige „Körner“ gelassen, die ihm in den entscheidenden Momenten nun fehlten. Das 11:7, 11:9 und 11.7 sprach allerdings trotz allem für einen ebenso souveränen, wie hoch verdienten Sieg von Ralf Bien.
Ganz anders der Verlauf der zweiten Vorschlussrundenbegegnung. Jürgen Fey hatte nach Bastian Trauths Sieg gegen Manuel Lerch gesagt, dass ihm ein Erfolg von Lerch lieber gewesen wäre, da ihm dessen Spiel mehr liege. Dies hinderte ihn allerdings nicht daran gegen Trauth zunächst die Nase vorn zu haben, wenn auch mit 14:12 im ersten Satz nur sehr knapp. Der 22-jährige Kontrahent wusste aber zu kontern. Der Linkshänder setzte seine Blockbälle immer besser gekonnt ein und platzierte diese oft unerreichbar für Fey, der den zweiten Satz mit 8:11 abgeben musste. Etwas klarere Verhältnisse dann im dritten Set, das Fey mit 11:6 in Front sah. Doch auch dies konnte Trauth nicht beirren. Er besann sich erneut auf seine Stärken, hatte hie und da auch etwas das Glück auf seiner Seite und konnte mit einem 12:10 für das erneute Remis sorgen. Ausgeglichen dann der letzte Durchgang, indem zunächst keiner der Akteure mehr als zwei Zähler Vorsprung herausspielen konnte, wobei aber Fey Augenscheinlich doch die etwas besseren Karten zu halten schien. Schließlich bestätigte sich dieser Eindruck. Am Ende obsiegte die größere Routine von Fey gegen die jugendliche Unbekümmertheit Trauths und zwar mit 11:8.

Damit kam es im Finale einmal mehr zum Klassiker zwischen Ralf Bien und Jürgen Fey.
Zunächst hatte im Endspiel alles nach einer klaren Angelegenheit für Ralf Bien ausgesehen, führte dieser doch nach einem dramatischen ersten Satz, den er sich mit 14:12 sicherte, und einem mit 11:8 recht sicher gewonnenen zweiten Durchgang, schon mit 2:0 Sätzen. Dies bedeutete für die Mehrzahl der zahlreichen Zuschauer eine Vorentscheidung, zumal die 37 Jahre alte Nummer Drei der ersten Mannschaft, mit Ausnahme des hart umkämpften Viertelfinales, doch alle gestellten Hürden recht sicher genommen hatte. Hingegen quälte sich Jürgen Fey,  und dies auch nach eigener Aussage, fast den ganzen Tag von Spiel zu Spiel, musste im Viertel- und Halbfinale über fünf Sätze gehen und wirkte schon in der Vorrunde nicht so souverän, wie man es von der Nummer Zwei des TTC ansonsten gewohnt ist.
Der dritte Satz des Endspiels verlief bis zum 8:8 ausgeglichen. Dann machte Jürgen Fey Dank eigenen Könnens, aber auch der Fehler seines Gegners, drei Punkte am Stück, schaffte so den 1:2-Satzanschluss und war urplötzlich wieder im Rennen.
Mit der Dramatik stieg von Satz zu Satz auch die Qualität des Spiels. Ralf Biens verbale Gefühlsausbrüche dürften am Freitagmorgen einigen Hörgerätespezialisten neue Aufträge beschert haben. Beim bedauernswerten Final-Schiedsrichter, außer den beiden Spielern Naturgemäß am Nächsten am Geschehen dran, hatte sich jedenfalls sein längst überwunden geglaubter Tinnitus im linken Ohr wieder zurückgemeldet. Jürgen Fey blieb, zumindest nach außen hin, etwas ruhiger als sein Kontrahent und entschied den vierten Durchgang mit 11:9 zu seinen Gunsten.
Im Gegensatz zu vielen Endspielen, die es oft an der zuvor erwarteten Qualität missen lassen, gehörte dieses Finale und insbesondere der nun anstehende letzte Satz zum Besten des gesamten Turniers. Topspins vom Feinsten, Blockbälle von höchster Qualität und kleine Psychotricks auf beiden Seiten. Dem Zuschauer wurde alles geboten, was den Tischtennissport so interessant macht.
Wie so oft hatte mit Jürgen Fey der Spieler das psychologische Plus auf seiner Seite, welcher einen Rückstand aufholt und dann völlig unbekümmert aufspielt. So erarbeitete er sich  beim Stand von 10:8 seine ersten beiden Chancen zum Matchgewinn. Doch völlig unbeeindruckt wehrte Ralf Bien diese mit Blockbällen erster Klasse ab. „Grosses Kino“, bemerkte der am Boxenrand mitfiebernde Christoph „Soggi“ Sommer, Mitglied der zweiten TTC-Mannschaft, und traf mit dieser Beschreibung den Nagel auf den Kopf. „Oscarverdächtig“ wäre die vielleicht nicht unangebrachte Steigerung gewesen.
Dann hatte Bien die Siegchance, doch nun konterte Fey auf unglaubliche Weise. Der Schiedsrichter war schon geneigt ein Unentschieden anzubieten und beide Akteure zum Sieger zu erklären, doch leider gaben dies die Regeln nicht her. So brachte ein heraus gespielter Punkt von Jürgen Fey und ein Fehler von Ralf Bien die Entscheidung. Mit 13:11 ging dieser packende Durchgang an den glänzend aufspielenden Jürgen Fey, der sich somit den Siegespokal redlich verdiente. Lob aber auch für Ralf Bien, der dieses hervorragende Finale durch eine Top-Leistung erst ermöglichte.

Weitere Bilder findet ihr im "undefined"Photoalbum.